©2023 Florian Smit Naturephotography
logo

Projekt C304

Projekt C304

Unser Basislager für zukünftige Expeditionen

2016 verbrachten Lisa und ich zwei Monate in Südostasien - hauptsächlich auf der Insel Borneo. Wir waren lediglich mit zwei Fotorucksäcken und zwei großen Packtaschen unterwegs. Unterkünfte haben wir meist spontan unterwegs gesucht, die Reiseroute hingegen war bereits Monate zuvor akribisch geplant. Auf Borneo war es unter anderem unsere Aufgabe, die damals brandneue Nikon D5 zu testen. Außerdem wollten wir eine Multivisionsshow, eine Ausstellung und vieles mehr aus dem dort gesammelten Bildmaterial entstehen lassen. Auf Grund der teilweise weit voneinander entfernten Locations mussten wir uns nicht nur um verschiedenste Schlafgelegenheiten und Transporte mit dem PKW kümmern, sondern auch um mehrere Inlandsflüge. Insgesamt war der Organisationsaufwand für eine Reise von dieser Dauer unverhältnismäßig hoch und dadurch wurden wir vor Ort leider auch oftmals sehr unflexibel. Wir mussten fast immer im Voraus abschätzen, wie ergiebig ein Standort sein wird und konnten dann bei einem "Flopp" nicht einfach kurzfristig umsatteln.

In den Jahren zuvor waren wir bisher immer anders gereist. Relativ autark, ungebunden, den Schlafplatz und den eigenen Kühlschrank immer mit dabei. Und auch wenn die Reise durch Java und Borneo ein unvergessliches und einzigartiges Erlebnis war, löste sie in uns nicht das Gefühl von Freiheit aus, das wir in den Jahren zuvor während unserer gemeinsamen Reisen empfunden haben.

Im zweiten Drittel der Südostasien-Reise waren wir uns daher beide einig und entschlossen für zukünftige Projekte ein komplett autarkes und hochgeländegängiges Expeditionsfahrzeug aufzubauen.

Mit dem Ausbau und der Restauration von Fahrzeugen hatten wir durch vorherige Projekte bereits einige Erfahrungen gesammelt.

Wir machten uns also zügig auf die Suche nach einem passenden Basisfahrzeug. Doch vorher musste unser damaliger VW Caddy zugunsten eines Smart Fortwo weichen, denn uns war klar, dass dies ein längeres Projekt werden wird und wir für den Alltag ein möglichst günstiges Fahrzeug benötigen. Gesagt getan! Vier Tage nach unserer Rückkehr aus Südostasien stand der Caddy zum Verkauf und ein Smart bei uns auf dem Hof.

Nun sollte allerdings eine wesentlich aufwendigere und langwierigere Suche beginnen. Die Suche nach dem perfekten Basisfahrzeug für das Expeditionsmobil.

Erste Frage, die wir uns stellen mussten: Welche Anforderungen haben wir eigentlich an das Fahrzeug?

  • Reisegewicht unter 3,5t
  • Allradantrieb und Differentialsperren
  • mehr Platz als im T3
  • robuste und einfache Technik
  • möglichst geringe Fahrzeugabmessungen

Was für ein Glück, dass Allradfahrzeuge eine kleine Leidenschaft von mir sind und ich daher eine Portion Wissen mit in den Topf werfen konnte. So konnten mögliche Kandidaten recht zügig festgelegt werden.

VW T3 Syncro  |  VW LT 4x4  |  Mercedes 310D 4x4  |  Landrover Defender Pritsche 

Im Prinzip waren das die Kandidaten, die für uns in Frage kamen. Bei genauerem Prüfen wurde uns aber schnell bewusst, dass jedes dieser Fahrzeuge auch wieder Kompromisse mit sich bringen würde.

VW T3 Sncro - leider zu wenig Platz.

VWLT 4x4 - relativ reperaturanfällig und unzureichende Motorisierung.

Mercedes 310D 4x4 - vermutlich der beste Kandidat, aber leider extreme Ersatzteilkosten und schlechte Verfügbarkeit.

Landrover Defender Pritsche - wie alle PickUps mit Wohnkabine mit 3,5t am absoluten Belastungslimit, also nicht unbedingt für raue Pisten geeignet.

In der Google-Suchleiste gebe ich "Lapplander" ein und nur wenige Minuten später war die Idee vom Projekt C304 geboren. Drei Portalachsen komplett sperrbar, extreme Bodenfreiheit, sechs große Reifen und die Optik eines Urzeitwesens. Ich denke, ich muss nicht erklären, was nun mit mir passierte - eine alte Liebe wurde neu entfacht (ich denke, das können in diesem Zusammenhang fast nur Männer nachempfinden – obwohl Lisa aufgrund der Optik auch schnell vom Volvo C304 überzeugt war). Ich hatte in den nächsten Tagen und Wochen die rosarote Brille auf und wollte - "komme, was da wolle" - dieses Fahrzeug als Basis nutzen. Abwägungen, Pro- und Contra-Listen, wie bei den anderen Fahrzeugen, Kostenentscheidungen, Ersatzteilbeschaffungen, all diese rationalen Gedanken wurden bei Seite geschoben – jetzt zählt nur noch die pure Begeisterung für dieses Fahrzeug. Die Liste der Kompromisse beim originalen C304 möchte ich hier im Nachhinein gar nicht beginnen, denn das würde den Rahmen sprengen.

Ja - wir sind ein bisschen verrückt und haben es dann schlussendlich gewagt! Am 7. August 2016 war es soweit und wir hatten unser Basisfahrzeug gefunden. Fünf Tage später sind wir dann "Hals über Kopf" nach Tallinn geflogen, um unser neues Schätzchen von Estland nach Deutschland zu überführen. Die rosarote Brille immer noch auf der Nasenspitze. Und so sah er damals aus:

Das Fahrzeug muss also zunächst an unsere Ansprüche angepasst werden. Nach dem dieser Schritt getan ist, wollen wir ebenfalls in Eigenarbeit eine abnehmbare GFK Kabine bauen, die wir dann auch selber ausbauen.

Hier mal eine grobe Liste der geplanten Umbaumaßnahmen am Fahrgestell. Ich nehme es direkt vorweg: Nichts davon habe ich gelernt, geschweige denn in meinem Leben vorher in diesem Umfang schon einmal gemacht.

  • Motorumbau vom 115PS starken Benziner (27l Verbrauch auf 100km) auf einen leistungsstärkeren Dieselmotor
  • Umbau der Achsen um die Drehzahl für den Dieselmotor bei gleicher Geschwindigkeit zu verringern
  • Einbau eines robusteren Getriebes
  • Umbau des Verteilergetriebes um die Geschwindigkeit in der Untersetzung zu verringern
  • Vergrößern des Tankvolumens von 80l Benzin auf 320l Diesel
  • Umbau auf 37x12,5 Reifen
  • Stahlfelgen in 17" als Sonderanfertigung um die größeren Reifen ohne Begrenzung des Lenkeinschlages nutzen zu können
  • Umbau auf eine hydraulische Servolenkung
  • Änderung der Fahrzeugoptik
  • Umbau auf wartungsfreie Schaltzüge
  • Ergänzung des vorderen Fahrwerks durch Airshocks aus dem Racing Bereich
  • Einbau von Halterungen für die spätere GFK Wohnkabine
  • Astabweiser mit integriertem Dachträger für das Ersatzrad
  • Eigenbau Abgasanlage aus Edelstahl
  • Neuaufbau des kompletten Kabelbaumes in 12v
  • Umbau der Heizungsanlage auf ein moderneres Gebläse
  • Erhöhung des kompletten Fahrerhauses um 6cm um mit meiner Größe vernünftig sitzen zu können
  • Anhebung des Fahrerhauses um 4cm
  • Flexible Lagerung des Fahrerhauses um Vibrationen zu verringern
  • Einbau von modernen Pilotensitzen mit Sitzheizung
  • Austausch aller original Instrumente
  • Vergrößerung der Fußräume

Diese Liste umschreibt nur einen kleinen Bruchteil dessen, was alles geändert und neu entwickelt wird bzw. bereits wurde. Ich gebe es offiziell zu - eventuell wäre ein Mercedes 310D 4x4 der leichtere und kostengünstigere Weg gewesen. Aber ich sprach ja bereits von dieser rosaroten Brille . . .

Spätestens nach den ersten Wochen wusste unser Bekanntenkreis dann auch, dass wir es absolut ernst meinen mit unserem Vorhaben. Die Reaktionen reichten vom ungläubigen Staunen bis hin zum entnervten Augenrollen – schon wieder ein neues Fahrzeug, die spinnen ja . . .

Und da Videos bekanntlich noch aussagekräftiger sind als einzelne Bilder, zeigen wir auch immer mal wieder Updates zum Projekt C304 auf unserem YouTube-Kanal.